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Die technische Herstellung der amtlichen Karten um 1931

Aus: Das Reichsamt für Landesaufnahme und seine Kartenwerke, 1931

An die Herstellung der kartographischen Vorlage schließt sich die technische Herstellung der Karten an. Sie umfasst alle Vorgänge von der Anfertigung des Originals bis zum Auflagendruck der Karten.

Das Original
Von jeder Karte wird zunächst ein technisches Original hergestellt. Es wird entweder auf Kupfer oder Stein gestochen oder auf Papier oder Zellon gezeichnet. Der Kupferstich ist das älteste Verfahren. Er wurde von alters her zur Anfertigung von Karten verwendet. Von den Karten des Reichsamts für Landesaufnahme sind zum Beispiel die Karte des Deutschen Reiches 1 : 100 000 und die Topographische Übersichtskarte des Deutschen Reiches 1 : 200 000 ganz in Kupfer gestochen. Bei der technischen Herstellung eines neuen Kartenblattes wird zunächst das Gradnetz und das Gauß-Krügersche Gitternetz in den genauen Sollmaßen auf die Kupferplatte aufgetragen. In dieses feste Netz werden die trigonometrischen Punkte eingemessen. Hierauf wird das Kartenbild von der kartographischen Vorlage durch Pausen Stück für Stück in bestimmter Reihenfolge auf die Kupferplatte übertragen und gestochen. Der Kupferstich ist das teuerste Verfahren. Er hat jedoch gegenüber dem Stich auf Stein den Vorteil unbegrenzter Korrekturfähigkeit.

Die Lithogaphie ist wegen der geringeren Materialkosten und wegen der größeren Schnelligkeit mit der der Stich ausgeführt werden kann, in der ersten Herstellung billiger, als der Kupferstich. Diese Herstellungsart wurde daher für die Messtischblätter 1 : 25 000 gewählt, bei deren großer Zahl die Kosten erheblich ins Gewicht fielen. Das Verfahren ähnelt sehr dem Kupfer stich; das Kartenbild wird in den Lithographiestein aus Solenhofener Schiefer. eingeritzt. Die Schärfe des Striches ist dieselbe, wie beim Kupferstich. Die Ausführung von Korrekturen ist jedoch schwieriger und teurer, da bei jeder Korrektur die betreffende Stelle herausgeschliffen werden muss, wobei die benachbarten Teile verloren gehen und erneuert werden müssen. Auch werden die Schleifstellen bei mehrmaligem Korrigieren an derselben Stelle schließlich so tief, dass immer breitere Stellen herausgeschliffen werden müssen, um den Stein druckfähig zu erhalten. Nach einer gewissen Zeit, die selbst bei schwierigen Blättern mit zahlreichen Korrekturen immerhin mehrere Jahrzehnte beträgt, muss daher ein Neustich des ganzen Steines erfolgen.

Die Zeichnung auf Papier kommt bei den amtlichen Karten zur Herstellung eines Originals nur ausnahmsweise in Frage, da die Korrekturfähigkeit zu gering ist. Sie wird zurzeit nur bei der Grundkarte 1 : 5 000 angewendet.

Die Zeichnung auf Zellon Die hohen Kosten des Stichs auf Kupfer oder auf Stein waren der Anlass, nach neuen billigeren und schnelleren Verfahren zur Herstellung des technischen Originals zu suchen. Es werden daher zurzeit umfangreiche Versuche gemacht, den Stich durch Zeichnung auf Zellon zu ersetzen. Dies Verfahren hat gegenüber dem Stich wesentliche Vorteile. Die Zellonplatte ist durchsichtig. Sie kann daher nach Auftragung des geographischen Netzes, des Gauß-Krügerschen Gitternetzes und der trigonometrischen Punkte unmittelbar auf die Originalvorlage gelegt werden, um das Kartenbild durchzuzeichnen. Die Korrekturmöglichkeit ist sehr groß. Die anfänglich aufgetretenen Nachteile, dass das Zellon seine Maße erheblich veränderte, sind inzwischen fast ganz behoben. Wenn auch die Versuche noch nicht abgeschlossen sind, so kann doch schon jetzt gesagt werden, dass die Herstellung der technischen Originale auf Zellon wahrscheinlich eine Zukunft hat. Die ersten nach dem Zellon-Verfahren hergestellten Karten sind im Oktober 1930 in den Handel gebracht worden.

Der Umdruck
Von den Original-Kupferplatten und den Original-Stichsteinen werden nur einzelne Abzüge mit der Handpresse hergestellt. Von den Zellonplatten kann nicht unmittelbar gedruckt werden. Um die großen für den Handel erforderlichen Auflagen herzustellen, müssen nach den Originalen Drucksteine oder Druckplatten hergestellt werden. Dies geschieht entweder durch Umdruck in der Handpresse oder durch Photographie. Beide Verfahren sind gleichwertig. Der Auflagedruck vom Umdruckstein aus Solenhofener Schiefer oder von der Druckplatte aus Aluminium oder Zink erreicht nicht ganz die Schärfe des Strichs, die beim Originaldruck von der Kupferplatte oder dem Originalstichstein erzielt wird. Beim Vergleich eines Umdruckblattes mit einem Kupferdruckblatt springt dies ohne weiteres in die Augen. Verhältnismäßig am feinsten hält der Strich sich auf dem Umdruckstein. Aus diesem Grunde werden beim Reichsamt für Landesaufnahme alle Karten, bei denen es auf besondere Feinheit des Strichs ankommt, trotz der hohen Steinpreise vom Umdruckstein gedruckt, so zum Beispiel alle Zusammendrucke 1 : 100 000, insbesondere die schwarzen Einheitsblätter. Der Druck von der Aluminiumplatte (Zinkplatten werden beim Reichsamt für Landesaufnahme bis jetzt nicht verwendet), der einen etwas dickeren Strich ergibt, als der Druck vom Stein, erfolgt nur dort, wo er ohne Gefahr für die Schärfe des Bildes möglich ist, zum Beispiel bei den Messtischblättern.

Der Zusammendruck
Das bisher geschilderte Verfahren bezog sich auf die Vervielfältigung der amtlichen Originalkarten. Die Ausnutzung dieses Materials zu Sonderkarten jeder Art, wie Einheitsblätter, Umgebungs- und Kreiskarten, Wanderkarten usw., erfordert ein weiteres Verfahren. Es handelt sich nicht mehr um den einfachen Umdruck eines Originals, sondern um die Übertragung von mehreren Einzeloriginalen oder Teilen von solchen auf eine einzige Druckplatte. Dieses Verfahren nennt man Zusammendruck. Es gehört eine besondere Kunstfertigkeit des Umdruckers dazu, die einzelnen Teile so in den vorgeschriebenen Rahmen auf den Umdruckstein zu bringen, dass sie möglichst genau zusammenpassen und ein maßhaltiges Kartenbild geben. Zwischen den einzelnen Teilen entstehen auf dem Umdruckstein beim Zusammendruck ganz schmale weiße Streifen, die sogenannten Nähte. Diese, sowie Überschriften, Ränder usw. werden vom Lithographen durch Zeichnung mit Feder und Fetttusche bearbeitet. Erst nach dieser Arbeit ist der Stein für den Auflagedruck fertig.

Der Farbdruck
Soll eine Karte mehrfarbig ausgeführt werden, so muss für jede Farbe eine besondere Druckplatte vorhanden sein. Bei einzelnen Kartenwerken, z. B. der Topographischen Übersichtskarte 1 : 200 000 und der dreifarbigen Ausgabe der Karte des Deutschen Reiches 1: I00 000, sind für diese Farben (blau für Gewässer, braun für Gelände) gestochene Kupferplatten vorhanden. Für alle Sonderkarten, z. B. für die farbigen Einheitsblätter, für Kreiskarten usw. müssen die Farbplatten besonders angefertigt werden. Ist für einen solchen Zusammendruck der Umdruckstein in der oben beschriebenen Weise hergestellt, so werden von ihm durch weiteren Umdruck so viele Blinddrucke auf Aluminiumplatten angefertigt, wie Farbplatten hergestellt werden sollen. Ein Blinddruck ist ein ganz matter Druck, der nachher verschwindet. Auf diesem Blinddruck wird vom Lithographen nach einer besonderen Vorlage alles das mit Fettfarbe ausgezeichnet, was durch die Farbe wiedergegeben werden soll, z. B. Wald, Wiese, Gewässer, Grenzen usw. Der Blinddruck muss genau dieselben Maße haben, wie der Umdruckstein, da sich die verschiedenen Farben sonst nicht mit dem schwarzen Grundriss decken würden.

Alle Berichtigungen werden nur auf den Originalen ausgeführt. Nach jeder derartigen Berichtigung müssen die vorstehend beschriebenen Arbeiten, der einfache Umdruck sowohl als auch der Zusammendruck, und auch die Herstellung der Farbplatten, wiederholt werden.

Der Auflagendruck
Nach Herstellung der Umdrucksteine oder Platten und der Farbplatten wird zunächst zur letzten Korrektur ein Andruck von der Handpresse gefertigt. Auf Grund dieses Andruckes werden die noch etwa erforderlichen kleinen Korrekturen ausgeführt. Dann wird die Karte fertigerklärt. Jetzt erst kann der Auflagedruck von der Steindruckschnellpresse oder, bei sehr großen Auflagen, von der Offsetpresse erfolgen.

Aus:
Das Reichsamt für Landesaufnahme und seine Kartenwerke, 1931

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